Meldung vom 16.09.2020 Frau Frech ist neue Akademieleitung an der Fachakademie für Sozialpädagogik des LKR Deggendorf in Plattling.
Zeitungsartikel in der Plattlinger Zeitung vom 16.09.2020
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„Die Aufgabe hat mich dann doch zu sehr gereizt“
Mutter und Akademieleiterin: Lisa Frech (38) will an der Fachakademie für Sozialpädagogik eigene Akzente setzen
Von Dominik Schweighofer
Plattling. „Die Chance war jetzt da und dann muss man sie auch beim Schopf packen“, sagt Lisa Frech. Die 38-Jährige ist die neue Leiterin der Fachakademie für Sozialpädagogik, die seit Dezember 2018 zusammen mit der Berufsfachschule für Musik in dem modernen Doppelschulgebäude im Plattlinger Nordpark ihre neue Heimat hat. Im September 2018 hat Frech eigentlich erst als Dozentin an der Fachakademie angefangen – nach der Geburt ihrer Tochter und einer dreijährigen Elternzeit. Zwei Jahre später ist sie nun schon die Nachfolgerin von Elfriede Heining, die in den verdienten Ruhestand gegangen ist.
„Ich habe eine längere Bedenkzeit gebraucht, nachdem Frau Heining mich gefragt hat, ob ich mir vorstellen könne, in ihre Fußstapfen zu treten“, erzählt Lisa Frech, diemit ihrer kleinen Familie in Schaufling wohnt. „Unsere Tochterwird schließlich auch erst fünf. Aber die Aufgabe hat mich dann doch zu sehr gereizt.“
Rund 140 Studierende werden derzeit an der Akademie zu staatlich anerkannten Erziehern ausgebildet, unterrichtet werden sie dabei von einem Kollegium von 20 Frauen und Männern. Nach der fünfjährigen Ausbildung, die die meisten im Alter von 16 Jahren beginnen, können die Absolventen in ganz unterschiedlichen Arbeitsfeldern wie Kindergarten, Hort, Heim, Schule oder Jugendarbeit eingesetzt werden.
Für ihren Einstand als neue Akademieleiterin hätte sich Lisa Frech dabei mit Sicherheit eine einfachere Zeit vorstellen können. Die Corona-Pandemie erfordert ein strenges Hygienekonzept, derzeit muss noch mit Masken unterrichtet werden. In diesem Schuljahr ist aber immerhin wieder Präsenzunterricht für alle Schüler möglich, während im vergangenen viel digital über die Lernplattform „Microsoft Teams“ abgewickelt werden musste. Was abseits des enormen Mehraufwands für das Kollegiumnicht nurNachteile hatte, wie Lisa Frech betont: „Wir waren gezwungen, uns auf dieDigitalisierung einzulassen. Und was gut funktioniert hat, werden wir auch nach Corona weiterführen.“ Es gebe aber auch viele Themen „Die Aufgabe hat mich dann doch zu sehr gereizt“ Mutter und Akademieleiterin: Lisa Frech (38) will an der Fachakademie für Sozialpädagogik eigene Akzente setzen menbereiche, die man nur im Präsenzunterricht vermitteln könne. Etwa: Wie führe ich Gespräche, wie löse ich Konflikte? „Das geht digital nicht“, ist Frech überzeugt.
„Es ist etwas total Sinnhaftes, das wir hier machen“, sagt die neue Akademieleiterin. „Erzieher ist ein ungemein wichtiger und anspruchsvoller Beruf, in dem gute Leute gebraucht werden und der leider nicht den Stellwert in unserer Gesellschaft hat, den er haben sollte.“ Frech spricht von einem „totalen Fachkräftemangel“, der ganz klar auch mit der unterdurchschnittlichen finanziellen Entlohnung zu tun habe. Eine Folge: Von den derzeit 140 Schülern an der Fachakademie sind maximal 15 Männer. „Das ist schade, weil unsere Kinder auch männliche Bezugspersonen in den Einrichtungen bräuchten.“
Als neue Leiterin will die 38-Jährige in der Fachakademie eigene Akzente setzen. Lisa Frech hat in Regensburg Diplompädagogik studiert, dementsprechend wichtig ist ihr dieses Thema. „Mein Steckenpferd ist klar die Pädagogik, darauf soll in Zukunft mehr Fokus gelegt werden.“ Es sei ihr ein großes Anliegen, sich zusammen mit ihrem Team auf einen „modernen pädagogischen Weg“ zu machen, der auch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt.
„Fast einen Paradigmenwechsel“ sieht Frech im Vergleich zur früheren Lehre etwa beim Thema Mitbestimmung und Partizipation. „Kinder müssen auf alle Fälle den pädagogischen Alltag mitgestalten können und das müssen die Studierenden hier schon lernen“, so die Akademieleiterin. „Kinder sind Experten für sich selber, die wissen was sie brauchen. Es ist unsere Aufgabe, diese Bedürfnisse zu erkennen. Dann entwickeln sie sich ganz wunderbar.“ Eine anspruchsvolle Aufgabe für die angehenden Erzieherinnen und Erzieher, die ihnen viel Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen abverlangt.
Lernen können sie das seit Dezember 2018 im Plattlinger Nordpark, in einem Doppelschulgebäude, in dem sich Lisa Frech und ihre Kollegen „sehr wohl fühlen“. Die Vorzüge liegen für die 38-Jährige auf der Hand: Die Räume sind großzügig und hell, das Gebäude medial sehr gut aufgestellt und die Anbindung an den Bahnhof erweist sich als äußerst praktisch,da viele Studierende von weiter her anreisen. „Das war vorher in der Deggenau ganz anders, da war kein Bahnhof in der Nähe.“
Als wichtige Aufgabe für sich und die gesamte Fachakademie sieht Lisa Frech es an, das schicke Gebäude noch mehr zum eigenen zu machen. Selbst geschaffene Kunstwerke dort auszustellen, könnte sich die 38-Jährige als sichtbares Zeichen dafür zum Beispiel gut vorstellen. Auch gemeinsame Projekte mit den Nachbarn von der Berufsfachschule für Musik, etwa ein gemeinsames Schulkonzert, könnten bei der „Heimat-Werdung“ sicher helfen. „Da ist uns aber Corona ziemlich in die Quere gekommen.“ Aber auch hier gilt: Die Chancen werden kommen und Lisa Frech ist fest entschlossen, auch sie dann beim Schopf zu packen.
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